Wiegenlied (Schlummre sanft)

D 304

Theodor Körner 1791 - 1813

Interpreten: Peter Schöne - Bariton | Holger Berndsen - Klavier

Aufnahme: Sonntag, 09. April 2023 | Nürnberg

Liedtext

Schlummre sanft! – Noch an dem Mutterherzen
Fühlst du nicht des Lebens Qual und Lust;
Deine Träume kennen keine Schmerzen,
Deine Welt ist deiner Mutter Brust.

Ach! wie süß träumt man die frühen Stunden,
Wo man von der Mutterliebe lebt.
Die Erinnerung ist mir entschwunden,
Ahndung bleibt es nur, die mich durchbebt.

Drey Mahl darf der Mensch so süß erwarmen,
Drey Mahl ist's dem Glücklichen erlaubt,
Daß er in der Liebe Götterarmen
An des Lebens höh're Deutung glaubt.

Liebe gibt ihm ihren ersten Segen,
Und der Säugling blüht in Freud' und Lust.
Alles lacht dem frischen Blick entgegen,
Liebe hält ihn an der Mutterbrust.

Wenn sich dann der schöne Himmel trübte,
Und es wölkt sich nun des Jünglings Lauf:
Da, zum zweyten Mahl, nimmt als Geliebte
Ihn die Lieb' in ihre Arme auf.

Doch im Sturme bricht der Blüthenstengel,
Und im Sturme bricht des Menschen Herz:
Da erscheint die Lieb' als Todesengel,
Und sie trägt ihn jubelnd himmelwärts.

Selam 1814

Theodor Körner
Ölgemälde von Dora Stock
Wikimedia.org - Public domain

Zum Text

Das Gedicht Wiegenlied (Schlummre sanft) von Theodor Körner wurde veröffentlicht im Jahr 1814 in Selam. Ein Almanach für Freunde des Mannigfaltigen. Herausgegeben von I.F.Castelli. Dritter Jahrgang. Es findet sich auf Seite 197f..

Digitalisat online

Weitere Veröffentlichungen:

Theodor Körner's Gedichte. [Erster Theil.] Neueste Auflage., 1815, Seite 169f.

Digitalisat online

Zur Musik

Komponiert: 15. Oktober 1815
Veröffentlichung (angezeigt): 1895
Originaltonart:  F - Dur
Liedform: Strophenlied
Aufnahmetonart:  C - Dur
Schuberts Wohnort 1815

Schubert vertonte 15 Gedichte von Körner (einige mehrfach) sowie das Singspiel Der vierjährige Posten D 190. 

Vermutlich wurde Schubert unmittelbar durch den 1815 in Wien frisch erschienenen Gedichtband mit den Gedichten Körners zu seinen Kompositionen inspiriert. Denn alle Lieder bis auf eine Ausnahme sind in der Zeit zwischen 27. Februar 1815 und 15. Oktober 1815 entstanden. 

Quellenlage

Informationen zur Quellenlage (Manuskripte etc.) finden Sie hier: Thematisches Verzeichnis von Otto Erich Deutsch

Ort des Manuskripts: Österreichische Nationalbibliothek

Die Veröffentlichung besorgte 1895 Eusebius Mandyczewski in Alte Gesamtausgabe (Breitkopf&Härtel) in Leipzig

Zur Veröffentlichung

Deckblatt Alte Gesamtausgabe 4.1

Noten

Alte Gesamtausgabe, Serie  XX, Bd. 03 № 152
Neue Schubert-Ausgabe  IV, Bd. 09

Originalversion des Liedes PDF Thumbnail Transposition PDF Thumbnail
Zurück zu den Liedern