Ständchen (Horch, horch! die Lerch im Ätherblau)

D 889 Nachlass

William Shakespeare (1564-1616) Abraham Voss 1785 - 1847

Interpreten: Peter Schöne - Bariton | Holger Berndsen - Klavier

Aufnahme: Sonntag, 27. August 2023 | Nürnberg

Liedtext

Horch! horch! die Lerch' im Ätherblau;
Und Phöbus, neu erweckt,
Tränkt seine Rosse mit dem Thau,
Der Blumenkelche deckt;
Der Ringelblume Knospe schleußt
Die goldnen Äuglein auf;
Mit allem, was da reizend [heißt{Schubert: ist}],
Du süße Maid, steh auf!
Steh auf! steh auf!

Wenn schon die liebe ganze Nacht
Der Sterne lichtes Heer
Hoch über dir im Wechsel wacht,
So hoffen sie noch mehr,
Daß auch dein Augenstern sie grüßt.
Erwach! Sie warten drauf,
Weil du doch gar so reizend bist;
Du süße Maid, steh auf,
Steh auf, steh auf!

Und wenn dich alles das nicht weckt,
So werde durch den Ton
Der Minne zärtlich aufgeneckt!
O dann erwachst du schon!
Wie oft sie dich ans Fenster trieb,
Das weiß sie, drum steh auf,
Und habe deinen Sänger lieb,
Du süße Maid, steh auf,
Steh auf, steh auf!

 

Jakob Schufried (Künstler), Blick auf Wien von der Türkenschanze, 1818, Wien Museum Inv.-Nr. 166653, CC BY 4.0

Zum Text

Die erste Stophe wurde von Abraham Voß übersetzt.
Die zweite und dritte Strophe stammen von Johann Anton Friedrich Reil und wurden erst nach Schuberts Tod bei der Erstausgabe durch Diabelli hinzugefügt.

Der Originaltext aus Shakespeares Cymbeline (act II, scene III), Cloten’s serenade lautet:

Hearke, hearke, the Larke at Heavens gate sings,
     and Phœbus gins arise,
His Steeds to water at those Springs
     on chalic'd Flowres that lyes:
And winking Mary-buds begin to ope their Golden eyes
With every thing that pretty is, my Lady sweet arise:
     Arise arise.

Das Gedicht Ständchen (Horch, horch! die Lerch im Ätherblau) von William Shakespeare (1564-1616) Abraham Voss wurde veröffentlicht im Jahr 1810 in Schauspiele von William Shakspeare übersezt von Heinrich Voß und Abraham Voß. ­ Erster Theil. Tübingen in der J. G. Cotta’schen Buchhandlung.. Es findet sich auf Seite 33.

Digitalisat online

Zur Musik

Komponiert: Juli 1826
Veröffentlichung (angezeigt): 26. Oktober 1830
Originaltonart:  A - Dur
Liedform: Strophenlied
Aufnahmetonart:  C - Dur
Schuberts Wohnort 1826

Schubert hat eigentlich nur eine Strophe des Liedes vertont. Wir hatten aber trotzdem Lust, alle drei verfügbaren Strophen aufzunehmen. Es is eben ein schönes Lied.

Anekdote zum Lied
Walter Dahms schreibt in seiner Schubert-Biografie: 2.1

Als Schubert einmal inmitten einer fröhlich lärmenden Gesellschaft im Gasthaus „Zum Biersack" in Währing saß, blätterte er in einem Band Shakespeare, den Tietze bei sich hatte. Da fand er das Ständchen und sagte plötzlich: „Mir fällt da eine schöne Melodie ein; hätte ich nur Notenpapier bei mir!" Schnell wurden auf die Rückseite eines Speisezettels Notenlinien gezogen und Schubert schrieb das berühmte Lied mitten in all dem Trubel nieder. Die Anekdote ist sehr hübsch, aber sie ist leider nicht wahr.

Fakt ist, dass Schubert offenbar einige Tage, vielleicht auch Wochen im Juli 1826 in Währing (damals noch ein Vorort von Wien) bei Franz von Schober verbrachte. Zumindest kann man das einem Brief Schobers an Bauernfeld vom Juni 1826 entnehmen. 2.2

Quellenlage

Informationen zur Quellenlage (Manuskripte etc.) finden Sie hier: Thematisches Verzeichnis von Otto Erich Deutsch

Ort des Manuskripts: Wienbibliothek im Rathaus der Stadt Wien

Die Veröffentlichung besorgte 1830 A. Diabelli & Co. in Wien als Nachlass - 7 | Verlagsnummer 3704

Zur Veröffentlichung

Deckblatt Nachlass 7 4.1
Deckblatt Wiener Zeitung 26. Oktober 1830 4.2

Noten

Alte Gesamtausgabe, Serie  XX, Bd. 08 № 503
Neue Schubert-Ausgabe  IV, Bd. 14

Originalversion des Liedes PDF Thumbnail Erstdruck PDF Thumbnail
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