Interpreten: Peter Schöne - Bariton | Ralph Neubert - Klavier

Aufnahme: Mittwoch, 15. Juni 2011 | Erfurt

Liedtext

Arbeitsam und wacker,
Pflügen wir den Acker,
Singend, auf und ab.
Sorgsam trennen wollen
Wir die lockern Schollen,
Unsrer Saaten Grab.

Auf und abwärts ziehend
Furchen wir, stets fliehend
Das erreichte Ziel.
Wühl', o Pflugschar, wühle;
Aussen drückt die Schwüle
Tief im Grund ists kühl.

Neigt den Blick zur Erde,
Lieb und heimlich werde
Uns ihr dunkler Schoß;
Hier ist doch kein Bleiben;
Ausgesät zerstäuben
Ist auch unser Los.

Säet, froh im Hoffen;
Gräber harren offen,
Fluren sind bebaut;
Deckt mit Egg' und Spaten
Die versenkten Saaten,
Und dann: Gott vertraut!

Gottes Sonne leuchtet;
Lauer Regen feuchtet
Das entkeimte Grün!
Flock', o Schnee, und strecke
Deine Silberdecke
Schirmend drüber hin!

Ernten werden wanken,
Wo [nur]1.1 Körner sanken;
Mutter Erd' ist treu.
Nichts wird hier vernichtet,
Und Verwesung sichtet
Nur vom Keim' die Spreu.

Die vor uns entschliefen,
Schlummern in die Tiefen
Ihrer Gruft gesät;
Länger wird es säumen,
Bis die Gräber keimen,
Gottes Saat [ersteht]1.2!

Wer [noch trostlos]1.3 trauret,
Glaub' es, ewig dauret
Nicht der Aussaat Zeit.
Aus enthülster Schale
Keimt im Todestale
Frucht der Ewigkeit!

1.1 Schubert: "nun"
1.2 Schubert: "entsteht"
1.3 Salis-Seewis (1806), Schubert: "um Tote"

Johann Gaudenz von Salis-Seewis
Kupferstich von Johann Heinrich Lips
Wikimedia.org - Public domain

Zum Text

Johann Gaudenz von Salis-Seewis und Friedrich Matthisson verband eine lebenslange Freundschaft. Matthisson besorgte 1794 die Veröffentlichung der Gedichte von Salis-Seewis in Zürich. In der dritten vermehrte Auflage erscheint 1797 in Zürich, bey Orell, Gessner, Füssli & Comp. auf den Seiten 96ff. das Pflügerlied. Ein Digitalisat der Veröffentlichung kann man in der Staatsbibliothek Berlin preussischer Kulturbesitz online studieren. 1.1 & 1.2 

Zur Musik

Komponiert: März 1816
Veröffentlichung (angezeigt): 1895
Originaltonart:  C - Dur
Liedform: Strophenlied
Aufnahmetonart:  C - Dur
Schuberts Wohnort 1816

Schubert entnahm sein Gedicht vermutlich einer späteren Auflage der Gedichte, denn in den Veröffentlichungen ab 1806 heißt es wie bei Schubert in der letzten Strophe "Wer um Tote trauret". 2.1

Im vorliegenden Fall wird vielleicht die 172 Seiten starke Neueste Auflage der Gedichte von Johann Gaudenz von Salis-Seewis herausgegeben bei Bernhard Philipp Bauer Wien aus dem Jahr 1815 als Vorlage gedient haben. Das Gedicht Pflügerlied steht dort auf der 105f. 2.2

Schubert vertonte insgesamt 15 Texte von Salis-Seewis.
Zählt man alle Fassungen und Bearbeitungen der Texte zusammen kommt man auf fast 30 Kompositionen, die uns heute vorliegen.

Schubert war 19 Jahre alt, als er dieses Lied schrieb.

Quellenlage

Informationen zur Quellenlage (Manuskripte etc.) finden Sie hier: Thematisches Verzeichnis von Otto Erich Deutsch

Die Veröffentlichung besorgte 1895 Eusebius Mandyczewski in Alte Gesamtausgabe (Breitkopf&Härtel) in Leipzig

Ein Autograph des Liedes mit der Überschrift Pflügerlied findet sich im Liederalbum der Therese Grob. Der 17jährige Schubert verehrte die ein Jahr jüngere Therese, die in der Uraufführung seiner ersten Messe in F so schön den Solo-Sopran sang. So gelangten einige seiner Lieder in ihr Liederalbum. Pater Reinhard van Hoorickx erstellte 1969 ein Facsimile, welches sich in Kopie in verschiedenen Bibliotheken finden lässt.

Zur Veröffentlichung

Deckblatt Alte Gesamtausgabe 4.1

Noten

Alte Gesamtausgabe, Serie  XX, Bd. 04 № 197
Neue Schubert-Ausgabe  IV, Bd. 10

Originalversion des Liedes PDF Thumbnail
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