Gruppe aus dem Tartarus

Zweite Bearbeitung

D 583 Opus 24 - 1

Friedrich von Schiller 1759 - 1805

Interpreten: Peter Schöne - Bariton | Holger Berndsen - Klavier

Aufnahme: Samstag, 04. August 2018 | Nürnberg

Liedtext

Horch - wie Murmeln des empörten Meeres,
Wie durch hohler Felsen Becken weint ein Bach,
Stöhnt dort [dumpfigtief ein{Schubert (D.583): "dumpfig tief ein"}] schweres, leeres,
Qualerpreßtes Ach!

Schmerz verzerret
Ihr Gesicht, Verzweiflung sperret
Ihren Rachen fluchend auf.
Hohl sind ihre Augen - ihre Blicke
Spähen bang nach des Kozytus Brücke,
Folgen thränend seinem Trauerlauf.

Fragen sich einander ängstlich leise:
Ob noch nicht Vollendung sey? -
Ewigkeit schwingt über ihnen Kreise,
Bricht die Sense des Saturns entzwei.

Friedrich von Schiller
Ölgemälde ca. 1794 Ludovike Simanowiz
Wikimedia.org - Public domain

Zum Text

Friedrich Schiller veröffentlichte sein Gedicht erstmals unter dem Pseudonym Y. in der Anthologie auf das Jahr 1782, Herausgegeben bei Johann Benedict Metzler in Stuttgart. Diese Veröffentlichung kann online auf wikimedia.org angesehen werden. 1.1
 

Zur Musik

Komponiert: September 1817
Veröffentlichung (angezeigt): 27. Oktober 1823
Originaltonart:  C - Dur
Liedform: durchkomponiert
Aufnahmetonart:  C - Dur
Schuberts Wohnort 1817

Schubert und Schiller sind sich nie begegnet, denn Schubert war erst 8 Jahre und 3 Monate alt, als Schiller starb. Dennoch prägten die Ideale Schillers auf vielfältige Weise Schuberts Entwicklung zu einem genialen Tonsetzer und inspirierten ihn immer wieder zu Vertonungen.
Deshalb ist es auch nicht verwunderlich, dass Schubert fast 40 Texte von Schiller in Musik fasste. Dazu zählen die ersten uns bekannten Vertonungen ebenso wie einige der letzten, die er schrieb.
Zählt man alle Fragmente und Entwürfe zusammen, die heute laut Deutschverzeichnis bekannt sind, so kommt man auf nicht weniger als 77 Werke, die uns vorliegen. Die meisten entstanden in der Jugend Schuberts. Allein 66 Kompositionen in der Zeit zwischen 1811 und 1817. In dieser Zeit war Schubert zwischen 14 und 20 Jahre alt. Darunter finden sich so herrliche Stücke wie Gruppe aus dem Tartarus, Der Taucher, Sehnsucht, Die Götter Griechenlands oder Der Pilgrim.

Schubert schrieb am  31. März 1824 einen Brief an Leopold Kupelwieser, der zu dieser Zeit eine Reise nach Italien unternahm. Vielleicht entspringt das folgende Zitat aus diesem Brief der frühen Begeisterung Schuberts und seines Freundeskreises für Schillers Ideen zu ästhetischen Erziehung des Menschen.

Eine Schönheit soll den Menschen durch das ganze Leben begeistern – wahr ist es – doch soll der Schimmer dieser Begeisterung alles andere erhellen. 2.1

Die Gruppe aus dem Tartarus D 583 schrieb Schubert im Alter von 20 Jahren.

In der Leipziger "Allgemeinen musikalischen Zeitung" vom 24. Juni 1824 erschien eine Rezension der Lieder op. 21 - op. 24.
Diese Rezension ist als Digitalisat im Münchener Digitalisierungszentrum der Bayerischen Staatsbibliothek online verfügbar. 2.1
Der Rezensent Gottfried Wiilhelm Fink bemerkt, daß Schubert keine Lieder schreibt und auch keine schreiben will, sondern freie Gesänge, manche so frei, daß man sie allenfalls Kapricen oder Phantasien nennen kann. Er bemängelt bei Schubert die

'ungebührlich heftige Neigung, nur immer fort und fort, ruh- und rastlos zu modulieren und wieder zu modulieren, die eine wahre Krankheit der Zeit und bald zur Modulationsmanie geworden ist.'

Er führt dies an einigen Beispielen in op. 21, 22 und 23 aus, spart dabei auch nicht mit Verbesserungsvorschlägen und meint dann zum hier behandelten Op. 24 Nr. 2:

'Das einfache Schlaflied muß der Konsequenz halber nach der Mitte usw. einige desperate Modulationen erdulden.'

Am 24.06.1824 erschien eine Kritik zu op. 21-24 in der Allgemeinen musikalischen Zeitung.

Quellenlage

Informationen zur Quellenlage (Manuskripte etc.) finden Sie hier: Thematisches Verzeichnis von Otto Erich Deutsch

Die Veröffentlichung besorgte 1823 Sauer & Leidesdorf in Wien als Opus 24 - 1 | Verlagsnummer 429

Zur Veröffentlichung

Deckblatt Opus 24 4.1
Deckblatt Wiener Zeitung 27. Oktober 1823 4.2

Noten

Alte Gesamtausgabe, Serie  XX, Bd. 05 № 328
Neue Schubert-Ausgabe  IV, Bd. 02
Friedlaender Edition  Bd. 2 » 61
Bärenreiter Urtext Edition  Bd. 1 » 142

Originalversion des Liedes PDF Thumbnail Erstdruck PDF Thumbnail
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