Das gestörte Glück

D 309 Nachlass 1872

Theodor Körner 1791 - 1813

Interpreten: Peter Schöne - Bariton | Ralph Neubert - Klavier

Aufnahme: Donnerstag, 09. September 2010 | Erfurt

Liedtext

Ich hab' ein heißes junges Blut,
  Wie ihr wohl alle wißt,
Ich bin dem Küssen gar zu gut,
  Und hab' noch nie geküßt;
Denn ist mir auch mein Liebchen [hold]1.1,
's war doch, als [ob's]1.2 nicht werden sollt':
  Trotz aller Müh' und aller List,
  Hab' ich doch niemals noch geküßt.

Des Nachbars Röschen ist mir gut;
  Sie ging zur Wiese früh.
Ich lief ihr nach und faßte Mut,
  Und schlang den Arm um sie:
Da stach ich an dem Miederband
Mir eine Nadel in die Hand;
  Das Blut lief stark, ich sprang nach Haus,
  Und mit dem Küßen war es aus.

Jüngst ging ich so zum Zeitvertreib,
   Und traf sie dort am Fluß,
Ich schlang den Arm um ihren Leib,
  Und bat um einen Kuß;
Sie spitzte schon den Rosenmund,
Da kam der alte Kettenhund,
  Und biß mich wütend in das Bein!
  Da ließ ich wohl das Küßen sein.

Und allemal geht mir's nun so;
  O! daß ich's leiden muß!
Mein Lebtag werd' ich immer froh,
  Krieg' ich nicht bald 'nen Kuß.
Das Glück sieht mich so finster an,
Was hab' ich armer Wicht getan?
  Drum, wer es hört, erbarme sich,
  Und sei so gut und küße mich.

1.1 Schubert Autograph: gut
1.2 Schubert (Erstausgabe und AGA): wenn's | Autograph: ob's

Theodor Körner
Ölgemälde von Dora Stock
Wikimedia.org - Public domain

Zum Text

Theodor Körners Gedicht Das gestörte Glück erschien erstmals in Selam Ein Almanach für Freunde des Mannigfaltigen herausgegeben 1814 von Ignaz Franz Castelli in Wien beim Verlag Strauß. Das Gedicht steht dort auf Seite 252ff. Ein Digitalisat dieser Erstausgabe liegt in der Österreichischen Nationalbibliothek. Es kann online recherchiert werden.

Weitere Ausgaben seiner Gedichte:

Körner, Theodor, Gedichte Band 1, Wien Bauer, 1815, S.74f.

 

Zur Musik

Komponiert: 15. Oktober 1815
Veröffentlichung (angezeigt): 1872
Originaltonart:  F - Dur
Liedform: Strophenlied
Aufnahmetonart:  D - Dur
Schuberts Wohnort 1815

Schubert vertonte 15 Gedichte von Körner (einige mehrfach) sowie das Singspiel Der vierjährige Posten D 190. 

Vermutlich wurde Schubert unmittelbar durch den 1815 in Wien bei Bauer frisch erschienenen Gedichtband mit Gedichten Körners zu seinen Kompositionen inspiriert. Denn alle Lieder bis auf eine Ausnahme sind in der Zeit zwischen 27. Februar 1815 und 15. Oktober 1815 entstanden. 

Quellenlage

Informationen zur Quellenlage (Manuskripte etc.) finden Sie hier: Thematisches Verzeichnis von Otto Erich Deutsch

Ort des Manuskripts: Auktionskatalog Stargardt

Die Veröffentlichung besorgte 1872 J. P. Gotthard in Wien als Nachlass 1872 - 8 | Verlagsnummer 333

Die Veröffentlichung besorgte Johann Peter Gotthard 1872 in Wien, V.N.325-361 als

Neueste Folge nachgelassener Lieder und Gesänge von Franz Schubert

Johann Peter Gotthard schrieb folgende Worte zu seiner Veröffentlichung:

Zur Veröffentlichung

Deckblatt 4.1

Noten

Alte Gesamtausgabe, Serie  XX, Bd. 03 № 157
Neue Schubert-Ausgabe  IV, Bd. 09
Bärenreiter Urtext Edition

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