10.04.1824 - Aus Bäuerles Theaterzeitung

Concert der Leopoldine Blahetka.

Concerte und immerwährend Concerte! Drei, und vier drängen und verdrängen sich an einem und demselben Tage, und trotz der traurigen Erfahrungen der Vorgänger, läßt die liebe Eitelkeit jedem Nachfolger die reitzende Hoffnung neu aufblühen, daß an ihm und seinen Produktionen das liebe Publikum doch nothwendi­ger Weise mehr Antheil nehmen müsse. Aber unsere Concertgeber sind meistens Rufer in der Wüste, sie locken und schreyen, ober Niemand erscheint; und hier heißt es wohl: Viele sind berufen, aber Wenige sind auserwählet. Daß aber unser musikalisches Pub­likum noch nicht so stumpfsinnig geworden, und auch dann nicht kommt, wenn man ihm etwas Auserlesenes biethet, bewies das Concert der Dem. Leopoldine Blahetka.
Es wurde den 21. März zur Mittagszeit im hiesigen Land­hause gegeben und trotz der sehr schönen Witterung war der Saal so voll, daß er nicht völler seyn konnte. (…)
Mit der angenehmsten Stimme und mildem herzinnigsten Ge­fühl sang Herr Tietze die geniale Composition des geschätz­ten Schubert, wie wir sie nie eindringender gehört haben. Herr Hüttenbrenner hatte, wegen zufälliger Confussion, das Accompagnement aus Interesse für die liebe Concertgeberinn, im Augenblick übernommnen, als er zur Produktion hinaustrat, und so sich Alles sehr verpflichtet, da ein so effektreiches Tonstück nicht ausblieb. Er zeigte sich als ein guter Clavierspieler und einsichts­voller Musiker, wenn er auch nur ein Lied accompagnirte.
Das ganze Concert machte allen Zuhörern das größte Vergnü­gen, und allen Mitwirkenden große Ehre.