Liedtext
heutige Schreibweise
Über die Berge
Zieht ihr fort;
Kommt an manchen
Grünen Ort,
Muß zurücke
Ganz allein;
Lebet wohl!
Es muß so seyn.
Scheiden,
Meiden,
Was man liebt,
[O]1.1 wie wird
Das Herz betrübt!
[Wald und Hügel,
Seenspiegel -]1.2
Schwinden all';
Hör' verschwimmen
Eurer Stimmen
Wiederhall.
[Scheiden,
Meiden,
Was man liebt,
O wie wird
Das Herz betrübt!]1.3
1.1 Schubert: "Ach"
1.2 Schubert: "O Seenspiegel, / Wald und Hügel"
1.3 Schubert: "Lebt wohl! / Klingt klagevoll. / Ach wie wird / Das Herz betrübt! / Scheiden, / Meiden, / Was man liebt."
Zum Text
Der Originaltitel des Gedichtes von Mayrhofer ist Lunz. Lunz am See liegt in Niederösterreich etwa auf der halben Strecke zwischen Salzburg und Wien. Ganz in der Nähe befindet sich der Wallfahrtsort Mariazell. Mayrhofer war im Herbst 1816 mit Hermann, dem Sohn seines Juraprofessors Heinrich Josef Watteroth auf einer Wanderung nach Lilienfeld in Niederösterreich auch an diesem Ort vorbeigekommen. Vermutlich haben Sie auch viel über Schubert gesprochen. Das vorliegende Gedicht Lunz (Abschied D 475), sowie Erlafsee D 586, Rückweg D 476 und besonders Geheimnis (An Franz Schubert) D 491 mögen unter diesem Eindruck entstanden sein. 2.1
Im Jahr 1818 erschien im 6. Jahrgang des Mahlerischen Taschenbuchs für Freunde interessanter Gegenden, Natur- und Kunst-Merkwürdigkeiten der Österreichischen Monarchie eine Beschreibung möglicherweise dieser Reise. Der Herausgeber dieses Taschenbuches war Dr. Franz Sartori, Vorsteher des Zentral-Bücher-Revisions-Amtes und damit Mayrhofers Vorgesetzter. In dieser Veröffentlichung erschien auch als Beilage das erste jemals gedruckte Lied Franz Schuberts Erlafsee D 586. 2.2
Mayrhofer soll auch unglücklich verliebt gewesen sein in Mina (Wilhelmine Watteroth, die Tochter seines Professors Heinrich Josef Watteroth). 2.3 Diese heiratete jedoch später Josef Witteczek, der ebenfalls Jura bei Heinrich Josef Watteroth studiert hatte. 2.4
Johann Mayrhofer veröffentlichte seine Gedichte 1824 bei der eher kleinen Verlagsbuchhandlung Friedrich Volke in Wien. Diese Veröffentlichung ist als Digitalisat in der Österreichischen Nationalbibliothek online studierbar. Das Gedicht findet sich auf Seite 15. 2.5
Üblicherweise erhielt Schubert die Gedichte als Manuskript von Mayrhofer und vertonte diese sogleich. Daraus folgen sicherlich die vielen Abweichungen im Text im Vergleich zur Druckausgabe 1824.

Johann Mayrhofer